Gefälschte E-Mails, Fake-Anrufe & manipulierte Webseiten - So schützen Sie sich vor Online-Betrug

Online-Banking ist bequem – aber auch gefährlich. Rund 67 % der Deutschen erledigen ihre Bankgeschäfte über das Internet, doch viele wissen nicht, dass etwa jede dritte Spam-E-Mail einen Phishing-Versuch enthält. Betrüger entwickeln immer raffiniertere Methoden, um an persönliche Daten zu gelangen, und ihre Angriffe werden gezielter.

Trotz Warnungen glauben viele, sie seien zu schlau, um auf solche Tricks hereinzufallen. Doch wenn Phishing wirklich so leicht zu erkennen wäre, warum werden dann jedes Jahr Tausende Bankkonten gehackt? Warum gibt es immer wieder Opfer, selbst unter technisch versierten Nutzern? Und wer haftet eigentlich, wenn das Konto geplündert wird?


Warum funktioniert Phishing so erschreckend gut?

Psychologische Tricks: Vertrauen, Unsicherheit & Druck

Phishing ist so erfolgreich, weil es nicht nur auf technischen Lücken basiert, sondern vor allem auf menschlicher Psychologie. Betrüger bauen auf unser Vertrauen in bekannte Marken, Banken oder Behörden. Sie täuschen beispielsweise eine Nachricht von der Sparkasse, Deutschen Bank oder PayPal vor – oft mit täuschend echten Logos und Design.

Besonders effektiv sind E-Mails oder Anrufe, die Druck aufbauen:
🔹 „Ihr Konto wurde gesperrt – klicken Sie sofort hier, um es zu entsperren!“
🔹 „Verdächtige Abbuchung festgestellt – geben Sie Ihre Daten ein, um den Schaden zu verhindern!“
🔹 „Bitte bestätigen Sie Ihre Kreditkartendaten – andernfalls wird Ihr Konto deaktiviert.“

Viele Menschen handeln in Panik und übersehen Warnsignale. Gefälschte Webseiten, leicht abweichende URLs oder Rechtschreibfehler bleiben oft unbemerkt.

Besonders perfide: Die neuen Phishing-Varianten

  • Spear-Phishing: Betrüger nutzen persönliche Informationen, um ihre Angriffe gezielt auf bestimmte Personen oder Unternehmen abzustimmen.

  • Vishing (Voice-Phishing): Sie rufen ihre Opfer an und geben sich als Bankmitarbeiter aus, um sensible Daten zu erfragen.

  • Smishing (SMS-Phishing): Sie verschicken betrügerische Nachrichten per SMS mit einem Link zu einer gefälschten Webseite.

Oft kennen Angreifer bereits Namen, Adressen oder frühere Einkäufe – das macht ihre Angriffe noch überzeugender.


Sicherheitslücken: Warum Banken nicht unschuldig sind

Wer Phishing allein den Opfern anlastet, macht es sich zu einfach. Banken und Zahlungsdienstleister tragen eine Mitverantwortung, wenn sie nicht für ausreichende Sicherheit sorgen. Einige der häufigsten Versäumnisse:

❌ Mangelhafte Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA)
Ein einfacher Benutzername und ein Passwort reichen oft nicht aus, um ein Konto zu schützen. Trotzdem machen Banken 2FA häufig nur optional – und lassen damit eine große Sicherheitslücke offen.

❌ Unsichere Kommunikation
Viele Banken verschicken E-Mails mit Links oder Anhängen – genau wie Phishing-Betrüger. Dadurch wird es für Kunden noch schwerer, echte Nachrichten von Fälschungen zu unterscheiden.

❌ Unzureichende Sicherheitsupdates
Nicht alle Banken nutzen die neuesten Schutzmaßnahmen oder warnen ihre Kunden aktiv vor neuen Betrugsmaschen.

🔹 Lösungsansätze für mehr Sicherheit:
✔ Zwei-Faktor-Authentifizierung verpflichtend einführen
✔ Klare Kommunikation („Unsere Bank fordert Sie niemals per E-Mail auf, sich einzuloggen!“)
✔ Bessere Betrugserkennung durch KI und moderne Sicherheitsverfahren


Wer haftet für gestohlene Beträge - Kunde oder Bank?

Wenn das Konto durch Phishing leergeräumt wurde, ist der Schock groß. Doch wer trägt die Schuld?

Die rechtliche Lage: Wann erstattet die Bank den Schaden?

Laut § 675j BGB sind Zahlungen nur dann gültig, wenn der Kunde ihnen ausdrücklich zugestimmt hat. Gibt es keine Zustimmung – etwa weil ein Betrüger die Transaktion durchgeführt hat –, muss die Bank das Geld nach § 675u BGB erstatten.

Aber: Auch Kunden haben Pflichten. § 675l BGB schreibt vor, dass sie ihre Zugangsdaten sicher verwahren und jede verdächtige Nutzung sofort melden müssen. Wer fahrlässig handelt, kann selbst haften.


Wann haftet der Kunde selbst?

  • Bis zu 50 Euro, wenn der Betrug nicht durch grobe Fahrlässigkeit begünstigt wurde.

  • Unbegrenzte Haftung, wenn dem Kunden grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen wird – z. B. wenn er seine TAN direkt in eine betrügerische Webseite eingibt.

💡 stark vereinfachtes Praxisbeispiel:
❌ Kunde A erhält eine Phishing-Mail und gibt seine Daten ein → Bank könnte ihm grobe Fahrlässigkeit vorwerfen → Keine Erstattung!
✅ Kunde B wird Opfer von Pharming (manipulierte Webseite ohne sein Verschulden) → Bank muss erstatten!


Wie können Kunden sich schützen?

✔ Keine Links aus E-Mails oder SMS anklicken – immer direkt zur Bank-Website gehen
✔ Nie Zugangsdaten oder TANs weitergeben – auch nicht an vermeintliche Bankmitarbeiter
✔ Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren
✔ Kontoauszüge regelmäßig prüfen

Fazit: Banken und Kunden müssen sich besser schützen

Phishing ist nicht nur ein technisches Problem – sondern auch eine Frage der Wachsamkeit. Banken müssen Sicherheitslücken schließen, und Kunden sollten sich vor Betrugsversuchen in Acht nehmen.

Wer sich an diese Grundregeln hält, hat gute Chancen, nicht zum Opfer zu werden:
🔹 Misstrauisch sein – Banken fordern niemals per E-Mail oder SMS zur Eingabe von Daten auf!
🔹 Keine Links anklicken – immer selbst zur Bank-Website navigieren.
🔹 Unbekannte Anrufe ignorieren – Banken fragen niemals nach Passwörtern am Telefon!
🔹 Verdächtige E-Mails melden – je mehr Fälle bekannt werden, desto besser kann reagiert werden.

💡 Sie sind Opfer eines Phishing-Betrugs geworden?
Kontaktieren Sie Ihre Bank sofort und lassen Sie Ihr Konto sperren! Im Zweifelsfall hilft eine anwaltliche Beratung, um Ihre Rechte durchzusetzen.

📞 Tel.: 04202 63 83 70
📧 E-Mail: [email protected]


Dieser Artikel ist stark vereinfacht und dient lediglich zu Informationszwecken. Eine individuelle Beratung mit einem Rechtsanwalt ist zu empfehlen! 


Link zum Originalartikel:

  • https://rechtsanwaltkaufmann.de/zivilrecht/online-banking-phishing-2025


Mehr zum Thema “Phishing”:

  • https://rechtsanwaltkaufmann.de/bank-und-kapitalmarktrecht/online-banking-betrug-2023

  • https://rechtsanwaltkaufmann.de/bank-und-kapitalmarktrecht/wie-funktioniert-phishing-und-trojaner-beim-online-banking-2023

  • https://rechtsanwaltkaufmann.de/bank-und-kapitalmarktrecht/mobile-banking-sicherheit-und-gefahren-2023


Quellen zum Thema “Phishing”:

  • https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/Cyber-Sicherheitslage/Methoden-der-Cyber-Kriminalitaet/Spam-Phishing-Co/Passwortdiebstahl-durch-Phishing/passwortdiebstahl-durch-phishing_node.html#:~:text=Etwa%20jede%20Dritte%20unerw%C3%BCnschte%20E,Phishing%2DE%2DMail%20erhalten. 

  • https://de.statista.com/statistik/daten/studie/533174/umfrage/anteil-der-nutzer-von-online-banking-in-deutschland/

  • https://www.bkb.ch/de/privatkunden/magazin/2023/identitaetsdiebstahl-im-netz-so-erkennen-sie-phishing-spoofing-pharming-co#baccordionitem47-header-anchor

  • https://www.juris.de/static/infodienst/autoren/D_JURE240003623.htm (LG Lübeck, Urteil v. 01.12.2023 - 3 O 153/23)

  • https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/bshe/document/LARE240000283