Die Online-Reputation eines Unternehmens wird heute nicht mehr nur durch Kundenbewertungen bestimmt. Zunehmend rücken Mitarbeiterbewertungen auf Plattformen wie Kununu, Glassdoor oder Indeed in den Fokus. Als Fachanwalt für IT-Recht erlebe ich täglich, wie Unternehmen mit diesem Thema ringen. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Bedeutung Mitarbeiterbewertungen haben, welche rechtlichen Grenzen bestehen und wie Sie als Unternehmen angemessen reagieren können.

Die wachsende Bedeutung von Mitarbeiterbewertungen

Arbeitgeberbewertungen durch aktuelle und ehemalige Mitarbeiter sind längst kein Randphänomen mehr. Sie haben sich zu einem maßgeblichen Faktor bei der Personalgewinnung entwickelt. Aktuelle Statistiken belegen dies eindrucksvoll: Mehr als 80% der Bewerber konsultieren Bewertungsportale, bevor sie sich für eine Stelle entscheiden. Die Bewertungen beeinflussen dabei 84% der Leser in ihrer Entscheidung, davon werden 54% negativ beeinflusst.

Diese Zahlen verdeutlichen, wie bedeutsam eine positive Online-Präsenz auf Bewertungsplattformen geworden ist. Unternehmen mit positiven Bewertungen profitieren von einem deutlichen Wettbewerbsvorteil im "War for Talents". Sie erhalten mehr Bewerbungen qualifizierter Fachkräfte und können Vakanzen schneller besetzen.

Wirtschaftliche Auswirkungen von Mitarbeiterbewertungen

Die Auswirkungen von Mitarbeiterbewertungen gehen weit über das Recruiting hinaus. Untersuchungen zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen Unternehmenskultur und dem wirtschaftlichen Erfolg. In mitarbeiterorientierten Unternehmen sind 45% der Mitarbeiter aktiv engagiert, während in wenig mitarbeiterorientierten Unternehmen lediglich 21% engagiert sind. Eine positive Unternehmenskultur kann bis zu 31% des finanziellen Unternehmenserfolgs erklären.

Negative Bewertungen können hingegen erhebliche Kosten verursachen. Die volkswirtschaftlichen Kosten durch Mitarbeiterfluktuation in Deutschland können bis zu 118,4 Milliarden Euro pro Jahr betragen. Pro Kündigung fallen zwischen 90% und 200% des Jahresgehalts an Kosten an. Diese setzen sich zusammen aus direkten Kosten für die Neubesetzung und indirekten Kosten durch Wissensverlust und temporäre Produktivitätseinbußen.

Aktuelle Trends bei Mitarbeiterbewertungen

Die Landschaft der Mitarbeiterbewertungen entwickelt sich ständig weiter. Für 2025 sind folgende Trends erkennbar:

KI-gestützte Bewertungsanalysen ermöglichen Unternehmen tiefere Einblicke in die Mitarbeiterzufriedenheit und identifizieren Verbesserungspotenziale. Sie helfen, Muster in Bewertungen zu erkennen und strategische Maßnahmen abzuleiten.

Real-Time-Feedback-Systeme ergänzen traditionelle jährliche Mitarbeiterbefragungen. Sie erlauben es Unternehmen, schneller auf Probleme zu reagieren und kontinuierliche Verbesserungsprozesse zu etablieren.

Video- und Audio-Bewertungen gewinnen an Bedeutung, da sie eine höhere Authentizität vermitteln als reine Textbewertungen. Sie sprechen zudem unterschiedliche Nutzergruppen an und erhöhen die Glaubwürdigkeit.

Der Kununu Score entwickelt sich zu einer wichtigen Kennzahl für Bewerber. Er fasst Mitarbeiterzufriedenheit in einer leicht verständlichen Zahl zusammen und ermöglicht schnelle Vergleiche zwischen Unternehmen.

Rechtlicher Rahmen von Mitarbeiterbewertungen

Mitarbeiterbewertungen stehen im Spannungsfeld zwischen der grundgesetzlich geschützten Meinungsfreiheit (Art. 5 GG) und den Persönlichkeitsrechten der bewerteten Unternehmen. Als Fachanwalt für IT-Recht ist es mir wichtig zu betonen, dass die rechtlichen Grenzen klar definiert sind.

Bewertungen, die unwahre Tatsachenbehauptungen, Schmähkritik oder Beleidigungen enthalten, überschreiten die Grenzen der Meinungsfreiheit und können rechtlich angegriffen werden. Gleiches gilt für Bewertungen von Personen, die nie beim bewerteten Unternehmen beschäftigt waren.

Der Bundesgerichtshof hat in mehreren Urteilen die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt. Portalbetreiber müssen bei begründeten Zweifeln an einer Bewertung entweder die Identität des Bewertenden offenlegen oder die Bewertung löschen. Dies stärkt die Position von Unternehmen gegenüber ungerechtfertigten oder gefälschten Bewertungen.

Wann können Mitarbeiterbewertungen gelöscht werden?

Als spezialisierter Rechtsanwalt werde ich häufig mit der Frage konfrontiert, unter welchen Umständen negative Mitarbeiterbewertungen gelöscht werden können. Hier sind die wichtigsten Gründe:

Unwahre Tatsachenbehauptungen: Wenn eine Bewertung nachweislich falsche Fakten enthält, besteht ein Anspruch auf Löschung. Beispiel: Die Behauptung, dass Überstunden nicht vergütet werden, obwohl dies vertraglich und tatsächlich erfolgt.

Fehlende Bewertungsberechtigung: Nur wer tatsächlich beim Unternehmen beschäftigt war, darf eine Bewertung abgeben. Bei begründeten Zweifeln muss der Bewertende seinen Beschäftigungsstatus nachweisen.

Schmähkritik und Beleidigungen: Persönliche Angriffe und herabwürdigende Aussagen ohne sachlichen Bezug sind nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt und müssen entfernt werden.

Veraltete Bewertungen: Einige Portale haben Richtlinien zur Aktualität von Bewertungen. Sehr alte Bewertungen, die die aktuelle Situation im Unternehmen nicht mehr widerspiegeln, können unter Umständen gelöscht werden.

Unterschiede zwischen den Bewertungsplattformen

Die bekanntesten Plattformen für Mitarbeiterbewertungen in Deutschland sind Kununu und Glassdoor. Sie unterscheiden sich in ihren Richtlinien und Löschungsverfahren:

Kununu prüft bei Beanstandungen, ob ein tatsächliches Beschäftigungsverhältnis bestand und ob die Bewertung gegen die Nutzungsbedingungen verstößt. Die Plattform reagiert in der Regel schnell auf begründete Löschungsanträge.

Glassdoor verfolgt einen ähnlichen Ansatz, legt jedoch besonderen Wert auf den Nachweis der Unwahrheit von Tatsachenbehauptungen. Die Plattform fordert detaillierte Begründungen, warum eine Bewertung rechtswidrig sein soll.

Indeed bietet ebenfalls Mitarbeiterbewertungen an, hat jedoch weniger strenge Verifizierungsmechanismen. Dies kann zu einer höheren Anzahl fragwürdiger Bewertungen führen.

Strategischer Umgang mit Mitarbeiterbewertungen

Der beste Schutz vor negativen Bewertungen ist eine positive Unternehmenskultur und ein professionelles Bewertungsmanagement. Hier sind meine Empfehlungen als Rechtsberater:

Aktives Monitoring der Bewertungsportale einrichten, um zeitnah auf neue Bewertungen reagieren zu können. Verschiedene Tools können diesen Prozess automatisieren und Benachrichtigungen bei neuen Bewertungen versenden.

Offener Dialog mit aktuellen und scheidenden Mitarbeitern führen. Wenn Mitarbeiter ihre Anliegen intern äußern können, sinkt die Wahrscheinlichkeit negativer Online-Bewertungen.

Systematische Dokumentation von Arbeitsbeziehungen pflegen. Eine sorgfältige Dokumentation erleichtert es, unwahre Behauptungen zu widerlegen und die eigene Position rechtlich zu stärken.

Bei kritischen Bewertungen zunächst den direkten Kontakt mit der Bewertungsplattform suchen. Viele Fälle können ohne rechtliche Schritte gelöst werden, wenn die Verstöße gegen Nutzungsbedingungen klar dargestellt werden.

Positive Bewertungen fördern, indem zufriedene Mitarbeiter ermutigt werden, ihre Erfahrungen zu teilen. Dies sollte jedoch ohne Druck oder unangemessene Anreize erfolgen, da dies gegen die Richtlinien der Plattformen verstoßen würde.

Rechtliche Durchsetzung bei rechtswidrigen Bewertungen

Wenn gütliche Einigungen scheitern, bleiben rechtliche Schritte. Der Weg zur Löschung rechtswidriger Bewertungen umfasst in der Regel folgende Schritte:

Anwaltliches Aufforderungsschreiben an den Portalbetreiber mit detaillierter Begründung der Rechtsverletzung. Die Erfahrung zeigt, dass viele Bewertungsportale bereits auf fundierte anwaltliche Schreiben reagieren.

Auskunftsanspruch geltend machen, um die Identität des Bewertenden zu erfahren. Dies ist besonders relevant, wenn die Bewertung vermutlich nicht von einem tatsächlichen Mitarbeiter stammt.

Einstweilige Verfügung beantragen bei akuten Rufschädigungen. In dringenden Fällen kann ein schnelles gerichtliches Vorgehen erforderlich sein, um weitere Schäden zu verhindern.

Klage auf Löschung und gegebenenfalls Schadensersatz einreichen, wenn andere Maßnahmen erfolglos bleiben. Die Rechtsprechung hat in den letzten Jahren die Position von Unternehmen gestärkt.

Fazit: Proaktives Management statt reaktiver Rechtsdurchsetzung

Mitarbeiterbewertungen sind ein zweischneidiges Schwert: Sie bieten Chancen für positives Employer Branding, bergen aber auch Risiken durch ungerechtfertigte Kritik. Der beste Ansatz ist eine Kombination aus rechtlichem Schutz und proaktivem Reputationsmanagement.

Unternehmen sollten Bewertungsportale als wertvolles Feedback-Instrument betrachten und kritische Bewertungen zum Anlass für Verbesserungen nehmen. Gleichzeitig sollten sie konsequent gegen rechtswidrige Inhalte vorgehen, um ihren guten Ruf zu schützen.

Als Fachanwalt für IT-Recht mit Spezialisierung auf Reputationsmanagement und das Löschen negativer Bewertungen biete ich Ihnen individuelle Beratung und Unterstützung bei der Entwicklung einer maßgeschneiderten Strategie für den Umgang mit Mitarbeiterbewertungen. Gemeinsam können wir Ihren guten Ruf im Internet schützen und rechtliche Herausforderungen kompetent meistern.