Immer wieder wenden sich Mandanten an uns, weil sie Opfer von Online Banking Betrug geworden sind und die Bank die Schadensregulierung verweigert. In einem aktuellen Verfahren gegen die Comdirect konnten wir für unseren Mandanten rund 27.000 Euro zurückholen.
Referenzkonto von Betrügern eingerichtet
Unser Mandant führt ein Wertpapierdepot samt dazugehörigem Verrechnungskonto bei der Comdirect. Unbekannten Betrügern gelang es das Referenzkonto zu ändern. In der Folge wurden Überweisungen in Höhe von insgesamt 26.963,33 Euro auf dieses Konto vorgenommen.
Obwohl die Comdirect Unregelmäßigkeiten auf dem Konto feststellte, führte sie die verdächtigen Transaktionen durch. Nachdem unser Mandant den Betrug bemerkte, reklamierte er umgehend die Zahlungen – doch die Bank verweigerte zunächst jede Erstattung.
Rechtslage: Pflicht zur Rückerstattung bei nicht autorisierten Zahlungen
Wir von CDR Legal reichten Klage ein. Wir wiesen gegenüber der Bank darauf hin, dass es sich bei den Transaktionen um sog. nicht-autorisierte Zahlungsvorgänge handele und dabei die Comdirect als Zahlungsdienstleister einer Pflicht zur Rückerstattung gemäß § 675u S. 2 BGB unterliege. Darüber hinaus legten wir dar, dass unser Mandant in keinster Weise grob fahrlässig gehandelt hatte und die Bank demnach keinen Gegenanspruch ihrerseits geltend machen konnte.
Die beklagte Bank erkannte direkt nach Klageeinreicheung den Anspruch vollumfänglich an und zahlte den gesamten Betrag zurück.
Wer haftet bei Online Banking Betrug für den Schaden?
Wenn Sie von einer Phishing-Attacke betroffen sind, ist es wichtig, Ihr Online Banking Konto sperren zu lassen und den Vorfall Ihrer Bank zu melden.
Im Betrugsfall muss die Bank nach dem Gesetz Schadensersatz leisten. Rechtliche Grundlage hierfür ist der Paragraph 675u BGB. Danach ist ein Kreditinstitut für missbräuchliche Transaktionen verantwortlich, die nicht von Verfügungsberechtigten bzw. Kontoinhabern autorisiert wurden.
Als nicht autorisiert gilt ein Zahlungsvorgang, wenn die Transaktion nicht wissentlich und willentlich von dem Kontoinhaber oder einer verfügungsberechtigten Person freigegeben wurde. Das gilt auch dann, wenn es den Tätern durch Ihre Mithilfe gelungen ist, die Überweisung durchzuführen.
Als Betroffener sollten Sie also von Ihrer Bank das Geld zurückfordern, das Sie durch den Online-Banking Betrug verloren haben. Bleibt die Gutschrift aus, schalten Sie einen Rechtsanwalt ein, um das Geld einzufordern.
Haftet die Bank immer für den Schaden?
Die Bank muss auch dann Schadensersatz leisten, falls sie ihre vertraglichen Nebenpflichten verletzt hat. Dies sind hauptsächlich Maßnahmen zur Schadensminimierung, die möglicherweise nicht in ausreichendem Umfang getroffen wurden. Sie selbst bleiben vermutlich nur dann auf dem entstandenen Schaden sitzen, wenn die Bank Ihnen ein grob fahrlässiges Verhalten nachweisen kann.
Als betroffener Kontoinhaber dürfen Sie also Ihre Sorgfaltspflichten nicht verletzen. Beim Online-Banking handeln Sie grob fahrlässig, wenn Sie die im Zahlungsverkehr erforderliche Sorgfalt in schwerem Maße verletzen. Dies kann insbesondere der Fall sein, wenn Sie Ihre Zugangsdaten zum Online-Banking telefonisch oder per E-Mail an eine fremde Person weitergeben. Die Beweislast über die Verletzung Ihrer Sorgfaltspflichten liegt jedoch bei der Bank (§ 675l BGB).
Mitverschulden der Bank
Unabhängig von allem Vorgesagten, kann der Bank unter Umständen ein Mitverschulden nachgewiesen werden. So hatten wir einen Fall, in dem innerhalb von Minuten 100 Einzelüberweisungen von dem Konto getätigt wurden. Oder ein vom Kunden gesetztes Überweisungslimit wurde nicht beachtet.
Je nach Schweregrad haftet die Bank für einen Teil oder auch den gesamten Schaden. Das kann z.B. der Fall sein, wenn Sie den Betrug rechtzeitig gemeldet haben, die Bank dennoch die Überweisung ausführt.
Was muss ich als Betrugsopfer als nächstes tun?
Wenn Sie Opfer eines Online-Banking-Betrugs geworden sind, ist schnelles Handeln wichtig:
- Online-Banking-Zugang sofort sperren lassen
- Vorfall umgehend Ihrer Bank melden
- Anzeige bei der Polizei erstatten
- Beweise sichern (z. B. Phishing-Mails, Fake-SMS, Chatverläufe, Gedächtnisprotokolle)
Sollte die Bank nicht (fristgerecht) auf Ihre Forderung reagieren und sich weigern, das durch Phishing verlorene Geld zurück zu zahlen, ist oft die Unterstützung eines Anwalts erforderlich.
Als Ihre Kanzlei für Bank- und Kapitalmarktrecht vertreten wir von CDR Legal regelmäßig von Online-Banking-Betrug betroffene Mandanten und setzen mit unserer langjährigen Erfahrung und Fachexpertise im Online Banking Ihre Ansprüche durch.